Erfahrungsbericht aus dem Oviva Adipositas-Netzwerk
Dr. med. Per-Hendrik Lange

Auszug Lebenslauf:
- Seit 2020: Leiter der Praxis für Allgemeinmedizin „Adipositas-Stralsund“.
- Seit 2018: Mitarbeiter in der plastischen Chirurgie in Stralsund und Neubrandenburg mit dem Schwerpunkt bariatrischer und postbariatrischer Chirurgie (insbesondere Straffungsoperation nach massive-weight-loss).
- Facharztausbildungen: Allgemeinmedizin und plastische Chirurgie in Stralsund, Greifswald, Bergen auf Rügen und Neubrandenburg.
- Studium: Betriebswirtschaftslehre und Humanmedizin an der Universität Greifswald.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der DiGA Oviva gemacht?
Durch eine Online-Weiterbildung bin ich auf das Thema digitale Gesundheitsanwendungen aufmerksam geworden und habe mich anschließend intensiver mit Oviva und Zanadio beschäftigt. In unserer Praxis bieten wir Ernährungsberatung an, stoßen dabei jedoch auch an Kapazitätsgrenzen. Deshalb habe ich mich bewusst entschieden, meinen Patienten die DiGAs vorzustellen und sie die Anwendungen testen zu lassen, um direktes Feedback zu erhalten. Die Rückmeldungen waren überwiegend positiv. Besonders wichtig war mir, dass technikaffine Patienten, die offen für diese Therapieform sind, einen niederschwelligen Zugang zu den Möglichkeiten in den Bereichen Ernährung und Bewegung erhalten.
Neben den klassischen Patienten betreuen wir auch Menschen mit einem besonderen Tagesablauf, wie etwa Schichtarbeiter – Krankenschwestern, Polizisten und Ähnliches. Für diese Gruppen ist die Flexibilität der DiGA ein großer Vorteil, da sie sich individuell mit den Inhalten auseinandersetzen können. Viele Patienten haben auch im Alltag Fragen, die wir aufgrund der großen Patientenanzahl nicht immer zeitnah beantworten können. Zwar erfordert die Nutzung einer DiGA ein gewisses Interesse und Eigenmotivation, doch das sehe ich nicht als Hindernis. Ich bin überzeugt, dass viele Patienten dieses Angebot gerne annehmen, da es den Weg in die Zukunft weist – insbesondere, was Kommunikation und Verfügbarkeit betrifft.

„Je größer das Wissen und Verständnis des Patienten über die eigenen Verhaltensmuster ist, desto besser sind in der Regel die Ergebnisse.“
Dr. med. Per-Hendrik Lange
Wie sprechen Sie Adipositas-Patienten in Ihrer Praxis an?
Wenn ein Patient zu uns in die Praxis zur Übergewichtsbehandlung kommt, konzentrieren wir uns auf drei Bereiche, die wir gezielt beeinflussen können: Ernährung, Bewegung und Verhalten. Übergewicht hat viele Ursachen, wie zum Beispiel Genetik, Lebensumstände, Begleiterkrankungen oder Gewohnheiten – doch diese drei Aspekte bieten konkrete Stellschrauben, an denen wir gemeinsam arbeiten können. Deshalb stehen diese Themen im Mittelpunkt unserer Beratung.
Ein wichtiger Teil ist zu Beginn das Visualisieren der Ernährung, zum Beispiel durch ein Ernährungsprotokoll, in dem der Patient sieht, wann und wie er isst. Oft fehlt den Patienten der Überblick darüber. Es geht uns dabei nicht darum, Fehler aufzuzeigen, sondern gemeinsam zu schauen, wie die aktuelle Situation ist. Denn je größer das Wissen und Verständnis des Patienten über die eigenen Verhaltensmuster ist, desto besser sind in der Regel die Ergebnisse.
Haben Sie ein Patientenbeispiel, bei dem die Therapie mit Oviva besonders gut lief?
Ja, ich habe eine ältere Patientin, knapp 70 Jahre alt, die mit der App 8-9 kg abgenommen hat. Sie hatte ein moderates Übergewicht, und das Schöne an diesem Fall war, dass Ihr die Therapie emotional so wahnsinnig gutgetan hat. Sie hat in der App ein Projekt für sich gefunden, das sie mit so viel Motivation und Erfolg verfolgt hat. Besonders beeindruckend war, dass sie eigentlich nicht sehr technikaffin ist, und dennoch hat sie sich mit so viel Wissbegierde darauf eingelassen. Sie war so motiviert und das war einfach so schön zu sehen.
Ich freue mich wirklich über jedes Kilo, das ein Patient abnimmt, denn jedes einzelne zählt, wenn das System über dem Limit ist. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass Lifestyle-Änderungen Zeit brauchen. Deshalb legen wir nicht den Fokus auf schnelle Ergebnisse oder eine bestimmte Zahl auf der Waage, sondern arbeiten geduldig und langfristig an den Veränderungen.
Was würden Sie ärztlichen Kollegen empfehlen, die wenig Erfahrung im Umgang mit DiGAs haben?
Ende letzten Jahres habe ich einen Brief an alle Kollegen geschrieben, die mir Patienten schicken. Darin habe ich mich bedankt, über die neuesten Entwicklungen informiert und auch das Thema DiGAs angesprochen. Ich habe sie ermutigt, sich mit diesen digitalen Gesundheitsanwendungen auseinanderzusetzen. Adipositas ist eine Volkskrankheit, und ich finde, jeder Arzt sollte einen Beitrag dazu leisten, Lösungen anzubieten. Es ist nicht besonders aufwändig, eine solche App zu verordnen, und es gibt viele Patienten, die bereit wären, das auszuprobieren.
Ich sehe DiGAs als eine einfache Möglichkeit, Patienten etwas Sinnvolles zur Verfügung zu stellen. Besonders schön ist, dass die Apps die Patienten nichts kosten. Digitale Gesundheitsanwendungen sind meiner Meinung nach ein Teil der Lösung für das große Problem Adipositas. Sie ergänzen die Behandlung und entlasten uns Ärzte, weil nicht jeder Patient regelmäßig in der Praxis betreut werden muss. Ich empfehle meinen Kollegen, diese Option einfach mal in Betracht zu ziehen – sie könnte für viele Patienten ein wertvolles Instrument sein.
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