Eine Nahaufnahme von Händen, die auf einem Laptop tippen und daneben liegt ein Stetoskop.

Schilddrüse und Bluthochdruck: Ursachen, Symptome & Behandlung

Schwankt Ihr Blutdruck und Sie wissen nicht, warum? Oder haben Sie bereits eine Schilddrüsenerkrankung und fragen sich, ob das mit Ihrem Bluthochdruck zusammenhängt? Wenn Ihre Schilddrüse nicht richtig arbeitet, kann das Bluthochdruck auslösen. Die gute Nachricht: Wird die Schilddrüse behandelt, normalisiert sich oft auch der Blutdruck.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schilddrüse kann Bluthochdruck verursachen.
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Erhöht oft den systolischen (oberen) Blutdruckwert, da das Herz schneller und kräftiger schlägt.
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Führt eher zu einem Anstieg des diastolischen (unteren) Werts, da die Gefässe steifer werden.
  • Behandlung: Wenn Ihre Schilddrüse mit Medikamenten gut eingestellt ist, stabilisiert sich oft auch Ihr Blutdruck. Lebensstil und Ernährung spielen zudem eine sehr entscheidende Rolle.

Zusammenhang zwischen Schilddrüse und Blutdruck: Wie alles zusammenhängt

Ihre Schilddrüse produziert die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), die den Stoffwechsel im gesamten Körper steuern. Sie beeinflussen, wie schnell Ihr Herz schlägt, wie elastisch Ihre Gefässe sind und wie viel Blut Ihr Herz pro Minute pumpt. Gerät diese Hormonproduktion aus dem Gleichgewicht, hat das Folgen für Ihren Blutdruck.

Was passiert bei einer Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)?

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden zu viele Hormone produziert. Ihr Körper läuft quasi auf Hochtouren. Das Herz schlägt schneller und kräftiger, wodurch das Herzzeitvolumen (die Menge Blut, die pro Minute gepumpt wird) ansteigt. Gleichzeitig entspannen sich die kleinen Blutgefässe, wodurch der Widerstand in den Blutgefässen sinkt. Das Ergebnis: Der systolische (obere) Blutdruckwert steigt, während der diastolische (untere) Wert oft normal bleibt oder sogar sinkt.

Was passiert bei einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)?

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist es genau umgekehrt: Ihr Stoffwechsel verlangsamt sich. Das Herz schlägt langsamer, aber die Blutgefässe werden starrer und enger. Diese erhöhte Gefässsteifigkeit steigert den Widerstand in den Blutgefässen. Ihr Herz muss gegen einen höheren Druck anpumpen, um das Blut durch den Körper zu befördern. Das führt dazu, dass vor allem der diastolische (untere) Blutdruckwert ansteigt.

Wie wirkt sich Hashimoto-Thyreoiditis auf den Blutdruck aus?

Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung und die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion. Dabei greift das Immunsystem fälschlicherweise das Schilddrüsengewebe an. Das Besondere bei Hashimoto: Der Blutdruck kann stark schwanken. In entzündlichen Schüben wird Schilddrüsengewebe zerstört, wodurch kurzzeitig viele Hormone freigesetzt werden. Das ist eine Phase, die einer Überfunktion ähnelt (hoher systolischer Druck). Langfristig führt die Zerstörung aber zur Unterfunktion mit erhöhtem diastolischen Druck. Diese Blutdruckschwankungen verunsichern viele unserer Patientinnen und Patienten.

Symptome: Woran erkenne ich beides gleichzeitig?

Die Symptome einer Schilddrüsenfehlfunktion und von Bluthochdruck können sich überschneiden und sind oft nicht eindeutig. Wenn mehrere der folgenden Punkte auf Sie zutreffen, sprechen Sie am besten mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber:

Eine junge plus size Frau sitzt im Sport set auf einem hellen Sofa.

Symptome, die auf eine Schilddrüsenüberfunktion und Bluthochdruck hindeuten könnten:

  • Herzrasen, starkes Herzklopfen oder Herzstolpern
  • Innere Unruhe, Nervosität und Reizbarkeit
  • Schwitzen und Wärmeintoleranz
  • Unerklärlicher Gewichtsverlust trotz gutem Appetit
  • Zittrige Hände
  • Schlafstörungen
  • Häufiger Stuhlgang

Symptome, die auf eine Schilddrüsenunterfunktion und Bluthochdruck hindeuten könnten:

  • Anhaltende Müdigkeit und Antriebslosigkeit
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Frieren und Kälteempfindlichkeit
  • Unerklärliche Gewichtszunahme
  • Verstopfung
  • Trockene Haut und brüchige Haare
  • Langsame Herzfrequenz in Ruhe

Ursachen im Körper: Hormone, Gefässe, Herz, Autoimmunität

Warum genau bringen Schilddrüsenhormone den Blutdruck durcheinander? Dafür gibt es viele Gründe, die teilweise auch zusammenhängen:

  • Herzzeitvolumen: Zu viele Schilddrüsenhormone (Hyperthyreose) steigern die Pumpleistung deines Herzens.
  • Widerstand in den Blutgefässen: Zu wenige Hormone (Hypothyreose) führen zu einer Verengung und Versteifung der Blutgefässe, was den Widerstand erhöht.
  • Regulierung des Blutdrucks: Schilddrüsenhormone beeinflussen auch wichtige Systeme, die den Blutdruck und den Flüssigkeitshaushalt im Körper regulieren. Eine Fehlfunktion kann dazu führen, dass der Körper mehr Wasser und Salz zurückhält, was den Druck zusätzlich erhöht.
  • Autoimmunität und Entzündung: Bei Hashimoto können die chronischen Entzündungsprozesse und die Autoantikörper (z. B. TPO-Antikörper) die Funktion der Gefässe direkt beeinträchtigen und zu ihrer Versteifung beitragen.

Diagnostik: So finden Sie die Ursache in 5 Schritten heraus

Wenn Sie vermuten, dass Ihre Schilddrüse Ihren Blutdruck beeinflusst, sollten Sie das medizinisch abklären lassen. Sprechen Sie am besten mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt. Bei Bedarf wird sie oder er Sie an eine Fachpraxis für Endokrinologie überweisen.

Schritt 1: Blutdruck korrekt messen

Führen Sie zu Hause regelmässig Messungen durch und notieren Sie die Werte. Bei starken Schwankungen ist eine 24-Stunden-Blutdruckmessung ideal.

Schritt 2: Schilddrüsenwerte im Blut bestimmen lassen (TSH, fT3, fT4)

Der erste und wichtigste Wert ist das TSH. Ist dieser Wert auffällig, werden die freien Hormone fT3 und fT4 bestimmt.

Schritt 3: Antikörper und Ultraschall bei Hashimoto-Verdacht

Besteht der Verdacht auf Hashimoto-Thyreoiditis, werden zusätzlich die Antikörper (TPO-AK, Tg-AK) im Blut bestimmt. Eine Ultraschalluntersuchung wird auch noch gemacht.

Schritt 4: Medikation und Wechselwirkungen prüfen lassen

Informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen. Wichtige Beispiele sind Amiodaro oder Betablocker.

Schritt 5: Verlauf über 6–12 Wochen beobachten

Nach Beginn einer Schilddrüsentherapie braucht es Zeit, bis sich die Werte und der Blutdruck stabilisieren. Wichtig ist, Ihre Werte immer wieder kontrollieren zu lassen.

Eine Nahaufnahme einer Handfläche auf der eine Tablette in Kapselform liegt.

Behandlung: Schilddrüse optimieren, Blutdruck senken

Mit der Behandlung soll sich Ihre Schilddrüsenfunktion normalisieren. Ist das der Fall, verbessert sich damit auch oft der Blutdruck.

Welche Medikamente können verschrieben werden?

  • Bei Schilddrüsenunterfunktion: Normalerweise müssen Sie täglich das Hormon Levothyroxin einnehmen.
  • Bei Schilddrüsenüberfunktion: Hier kommen Thyreostatika (schilddrüsenhemmende Medikamente) zum Einsatz.
  • Blutdrucksenker: Falls Ihr Blutdruck trotz passender Medikamente erhöht bleibt, bekommen Sie eventuell noch zusätzlich Medikamente wie ACE-Hemmer oder Sartane verordnet.

Was kann ich bei meinem Lebensstil & meiner Ernährung beachten?

Neben Medikamenten haben Sie es mit einem angepassten Lebensstil selbst in der Hand, Ihren Blutdruck zu kontrollieren.

  • Ernährung: Eine ausgewogene, salzärmere Ernährung ist die Basis. Bei Hashimoto kann eine entzündungshemmende Ernährung mit ausreichend Selen und Omega-3-Fettsäuren hilfreich sein. Ihre Jodzufuhr sollten Sie ärztlich absprechen.
  • Bewegung: Regelmässige, moderate Bewegung senkt den Blutdruck nachweislich.
  • Stressmanagement: Techniken wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.

Besonderheiten bei Hashimoto und Blutdruck

Für Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis ist das Blutdruckmanagement oft eine besondere Herausforderung. Sie müssen oftmals geduldig sein und Ihren Zustand regelmässig kontrollieren lassen.

  • Behalten Sie Ihr Tagesprofil im Blick: Regelmässiges Messen hilft, Muster zu erkennen.
  • Geben Sie Stressmanagement und gutem Schlaf Priorität: Stress und Schlafmangel können Entzündungsschübe auslösen.
  • Unterstützen Sie Ihren Körper mit einer entzündungshemmenden Ernährung: Lebensmittel reich an Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und Selen können helfen, die Entzündungen zu reduzieren.

Häufig gestellte Fragen

Monika Schmid leitende Ernährungsberaterin bei Oviva

Geprüft durch:

Monika Schmid

Monika Schmid ist Ernährungsberaterin BSc, SVDE und arbeitet als leitende Ernährungsberaterin bei Oviva. Sie ist überzeugt, dass Patient*innen vom hybriden Ernährungsberatungsmodell profitieren und bessere Resultat erzielen.

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