Mounjaro Packung und Applikator

GLP-1-/GIP-Analoga in der Gewichtsreduk­tion

Fragen Patienten Sie nach der „Abnehmspritze“? Durch die sozialen Medien befeuert, ist um die so titulierten Medikamente Saxenda, Wegovy, Mounjaro und ihre Wirkstoffe Liraglutid, Semaglutid und Tirzepatid ein regelrechter Hype entstanden.

GLP-1-Analoga, auch als Inkretinmimetika oder GLP-1-Rezeptoragonisten bezeichnet, haben den pharmakologischen Handlungsmöglichkeiten bei Übergewicht und Adipositas in der Tat eine attraktive neue Option hinzugefügt. Im Vergleich mit den schon länger zugelassenen Adipositaspräparaten Orlistat und der (allerdings seit 2021 in Deutschland nicht mehr vertriebenen) Wirkstoffkombination Bupropion/Naltrexon schneiden die Inkretinmimetika in Studien durchweg besser ab.

Testzugang und Infopaket anfordern

Das Wichtigste in Kürze

  • GLP-1- und GLP-1/GIP-Analoga haben sich in klinischen Studien als wirksame Medikamente zur Gewichtsreduktion erwiesen. 
  • GLP-1-Analoga wirken durch die Stimulation der Insulinsekretion, Hemmung der Glukagonausschüttung, Verzögerung der Magenentleerung und Reduktion des Appetits, indem sie an spezifische Rezeptoren im Gehirn binden. 
  • Für dauerhafte Ergebnisse ist eine Kombination mit Verhaltensänderungen essenziell, wobei digitale Gesundheitsanwendungen wie Oviva unterstützen können.

Wie wirken GLP-1 Analoga?

GLP-1-Analoga wurden ursprünglich zur Behandlung des Typ 2 Diabetes mellitus entwickelt und zugelassen. Sie wirken aufgrund ihrer strukturellen Ähnlichkeit mit dem Peptidhormon GLP-1 (Glucagon-like peptide 1). Der zu den Inkretinen zählende, während der Nahrungsaufnahme von den L-Zellen in Ileum und Kolon produzierte und in den Blutkreislauf freigesetzte Botenstoff senkt den Blutzucker unter anderem durch folgende Wirkungen:

  • Stimulation der Insulinsekretion
  • Hemmung der Glukagonsekretion 
  • Verzögerung der Magenentleerung
  • Appetitreduktion und Hemmung des Belohnungssystems durch Bindung an Rezeptoren im Hypothalamus, in der Area postrema und weiteren Hirnregionen
  • Stimulation der Proliferation der pankreatischen Betazellen, Apoptoseschutz

Bei Menschen mit Diabetes kommt es zu einer Abstumpfung des Inkretineffekts. GLP-1-Rezeptoragonisten können diese Prozesse wieder ankurbeln. Während GLP-1 im Blut nur eine Halbwertzeit von wenigen Minuten hat, wurde die Lebensdauer der GLP-1-Analoga durch biochemische Optimierung zunehmend verlängert. Musste Liraglutid noch täglich injiziert werden, genügt für die neuesten Vertreter Semaglutid und Tirzepatid bereits eine wöchentliche Injektion.

Zusätzlich zur Verbesserung der Glukosehomöostase sowie kardio- und neuroprotektiven Effekten zeigen die GLP-1-Analoga auch eine ausgeprägte antiadipöse Wirkung – offenbar in erster Linie durch ihre Aktivität in den für Appetit und Belohnungsverhalten relevanten Hirnregionen. 

Der erste zur Behandlung von Adipositas und Übergewicht mit Begleiterkrankungen zugelassene GLP-1-Rezeptoragonist war Liraglutid (Saxenda) (EU-Zulassung 2015). 2022 folgte die Zulassung von Semaglutid (Wegovy) für die gleichen Indikationen. Ein neuer Meilenstein war die Zulassung von Tirzepatid (Mounjaro) als Antiadipositum in 2023: Tirzepatid ist ein Koagonist für zwei verschiedene Inkretin-Rezeptortypen. Der Wirkstoff aktiviert sowohl den GLP-1- als auch den GIP-Rezeptor (Glucose-dependent insulinotropic peptide). Liraglutid, Semaglutid und Tirzepatid zeigen sowohl bei der Blutzuckerkontrolle als auch hinsichtlich der Abnahme des Körpergewichts eine abgestufte Wirksamkeit: Semaglutid übertrifft Liraglutid, und Tirzepatid wiederum seine beiden Vorgänger.

Vor- und Nachteile von GLP-1-/GIP-Analoga

Menschen mit Adipositas müssen sehr viel Gewicht verlieren. Auch wenn Ernährungsumstellung und Verhaltensänderungen das Rückgrat jeder Adipositastherapie sind, ermöglichen diese konservativen Interventionen in der Regel doch nur eine langsame Gewichtsreduktion. Gleiches gilt für die vor dem Aufkommen der Inkretinmimetika verfügbaren Pharmakotherapien: Auch sie erzielen jährliche mittlere Gewichtsreduktionen von durchweg weniger als 10 % des Körpergewichts. 

Als Mittel zur Realisierung schnellerer Gewichtsverluste stand bislang nur die bariatrische Chirurgie zur Verfügung. GLP-1-Analoga könnten das ändern: Semaglutid und Tirzepatid senkten in großen klinischen Studien das mittlere Körpergewicht der Probanden um bis zu 15 bis 20%.

Diese Studien weisen allerdings auch darauf hin, dass der Hauptteil der Gewichtsabnahme im ersten Jahr erfolgt. Semaglutid wurde bis zu vier Jahre lang untersucht – nach dem ersten Anwendungsjahr erreicht das Körpergewicht eine Art Plateau. (1) Trotzdem muss die Behandlung fortgesetzt werden, um das neue Gewicht zu halten. (2) Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch für den neuen Wirkstoff Tirzepatid ab (3,4) – eine kostspielige und aufwändige Art der Sicherung des Status quo, der allerdings fraglos Gewinne an Gesundheit und wahrscheinlich auch an Lebensqualität gegenüberstehen. 

Der größte Nachteil der „Abnehmspritze“ aus Patientensicht ist sicherlich die fehlende Kostenübernahme durch die Versicherungen. Während Victoza (Liraglutid) und Ozempic (Semaglutid) bei Diabetes mellitus Typ 2 zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden können, sind die wirkstoffgleichen Präparate Saxenda (Liraglutid), Wegovy (Semaglutid) und Mounjaro (Tirzepatid) bei Adipositas als Lifestylearzneimittel eingestuft und damit nicht verordnungsfähig.

Frau injiziert sich das Medikament Ozempic.

Die Rolle von GLP-1-/GIP-Analoga bei der Gewichtsreduktion

GLP-1- und GLP-1/GIP-Analoga haben sich in klinischen Studien als wirksame Medikamente zur Gewichtsreduktion erwiesen. In den sogenannten STEP-Studien, einer Reihe global angelegter klinischer Studien zur Bewertung von Sicherheit und Effizienz von Semaglutid, erzielte der Wirkstoff in der zugelassenen 2,4-Milligramm-Dosis nach 68 Wochen bei übergewichtigen oder adipösen Menschen mittlere Gewichtsverluste von 14,9 bis 17,45%. Eine weitere STEP-Studie untersuchte die Wirkung von Semaglutid bei Menschen mit Diabetes und Übergewicht oder Adipositas. Diese Gruppe erreichte eine mittlere Gewichtsreduktion von 9,6%.(5)

Nach dem gleichen Muster wurden unter dem Namen SURMOUNT auch für Tirzepatid große klinische Studien durchgeführt, in denen der neue Wirkstoff in der zugelassenen Maximaldosis von 10 bis 15 Milligramm bei Menschen mit Adipositas oder Übergewicht nach 72 Wochen Gewichtsreduktionen von 18,4 bis 20,9% erzielte.(3,4,6) In der Kombination Übergewicht oder Adipositas plus Diabetes ergab sich auch hier mit 14,7 % ein etwas geringerer mittlerer Gewichtsabbau. (7)

Die häufigsten Nebenwirkungen beider Medikamente sind gastrointestinaler Natur: Initial berichten Anwender und Anwenderinnen nicht selten über Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. In der Regel klingen diese Nebenwirkungen im weiteren Verlauf der Behandlung ab. Um das Auftreten unerwünschter Effekte zu minimieren, wird eine langsame, schrittweise Erhöhung der Dosierung empfohlen.  

In den Zulassungsstudien zeichnete sich ab, dass GLP-1- bzw. GLP-1-GIP-Analoga ihre optimale Wirksamkeit entfalten, wenn sie mit intensiven Lebensstilinterventionen im Sinne einer kalorienreduzierten Ernährung, körperlicher Aktivität (>150 Minuten/Woche) und verhaltenstherapeutischer Beratung kombiniert werden. (3,8)

In Sachen Lebensstilinterventionen können digitale Gesundheitsanwendungen heute Wichtiges leisten: Apps wie Oviva bieten Unterstützung bei der nachhaltigen Umstellung von Ernährungs- und Lebensgewohnheiten.

GLP-1-/GIP-Analoga: Begleitende Verhaltensänderung notwendig und von Leitlinie empfohlen

Wie bereits erwähnt, erreicht das Körpergewicht sowohl mit Semaglutid als auch mit Tirzepatid etwa nach einem Jahr ein Plateau. (1,2,4) Wird die Behandlung nicht fortgesetzt, kommt es in der Regel zu einer erneuten Gewichtszunahme. (2,4) Studienergebnisse, die darauf hinweisen, dass GLP-1- bzw. GLP-1-/GIP-Analoga ihre optimale Wirksamkeit im Zusammenspiel mit intensiven Lifestyle-Interventionen erreichen, sind in diesem Lichte besonders bedeutsam. Nutzern dieser Medikamente steht im Wesentlichen ein Jahr zur Verfügung, um bedeutsame Gewichtsverluste zu erzielen – um so wichtiger ist es, hier das Optimum zu verwirklichen. 

Die Fachinformationen zu den in Deutschland verfügbaren GLP-1- bzw. GLP-1/GIP-Analoga sehen zusätzlich zur Pharmakotherapie grundsätzlich Basisinterventionen im Sinne einer Ernährungs- und Lebensstilberatung vor. Auch die Leitlinien zur Prävention und Therapie der Adipositas betonen die Notwendigkeit begleitender Ernährungs- und Verhaltensinterventionen.

Seit kurzem sind Ärzte in Deutschland in der Lage, ihren an Adipositas leidenden Patienten in Sachen Lebensstil-Interventionen sehr unkompliziert Unterstützung auf Rezept an die Hand zu geben: Oviva ist seit 2023 vom BfArM dauerhaft als digitale Gesundheitsanwendung gelistet und damit verordnungsfähig. Die App bietet einen leitliniengerechten multimodalen Therapieansatz mit Ernährungsberatung, Bewegung und Verhaltenstherapie. Das zeitgemäße, niedrigschwellige Behandlungsangebot wurde bereits von mehr als 700.000 Patienten genutzt; eine Reihe von Publikationen belegt seine Wirksamkeit. (9,10,11)

Oviva bietet Nutzern die Möglichkeit, ihr eigenes (Ess-)Verhalten zu beobachten und zu reflektieren, sich tägliche Ziele zu setzen, ihre Fortschritte zu verfolgen und wichtiges Wissen zu erwerben. Zu Beginn der App-Nutzung erleichtert eine individuelle Ernährungsberatung mit einer Oviva-Ernährungsfachkraft den Einstieg in das Programm. Später wird der Kontakt mit dem persönlichen Coach via Chatfunktion gehalten. 

Für Sie als Arzt heißt das: Sie können sicher sein, dass Ihre Patienten in ihrem Alltag ebenso leitliniengerecht wie engmaschig bei der Gewichtsabnahme unterstützt werden. Dabei bleiben Sie nicht außen vor: Mithilfe der App können Ihre Patienten Arztberichte generieren und mit Ihnen teilen. 

Oviva eignet sich sowohl für die initiale Lebensstiltherapie der Adipositas als auch als begleitende Basisintervention bei einer Pharmakotherapie.

Jetzt Testzugang anfordern

*“ zeigt erforderliche Felder an

Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.